Size matters

Große Größen

„Ich habe Schuhgröße 49, was vor allem im Bereich der Skate-Footwear lange ein Albtraum war." Markus Buddenbrock ©Mareike Buddenbrock

Autor: Andreas Grüter
Skater, Künstler, Grafiker – Markus Buddenbrock ist ein echter Hansdampf in allen Gassen, der nicht nur durch seine Kreativität, sondern auch durch seine Größe auffällt. Welche Unterschiede 206 Zentimeter in seinem Alltag machen, erzählt er im Interview.

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„Bei mir reichte das Maßband dann nicht mehr aus …“ Markus Buddenbrock

FT: Wann wurde dir bewusst, dass du größer bist als andere?
Markus Buddenbrock: „Grundsätzlich denkt man als großer Mensch ja in der Tat, dass man eigentlich ungefähr genauso groß ist wie alle anderen. Dass das bei mir möglicherweise doch nicht so ganz stimmt, wurde mir in der Grundschule erstmals richtig bewusst. Wir Schüler wurden von der Lehrerin gemessen und bei mir reichte das Maßband dann nicht mehr aus …“

Du warst also derjenige, hinter dem sich die anderen Kids versteckten?
„Nicht wirklich. Ich fühlte mich eher wie ein Alien. Im Kindes- und Teenageralter war es so auch nicht leicht, ein Selbstbewusstsein aufzubauen. Man sticht halt raus und geht nicht in der Masse unter, selbst wenn man das will, was bei mir vor allem bei Discobesuchen der Fall war. Da fiel man mit jedem seltsamen Tanzschritt doppelt und dreifach auf. Ich wurde ja mit irgendwelchen blöden Sprüchen wie ‚Na, wie ist denn die Luft da oben?‘ ständig auf meine Größe angesprochen … „

… und dann geht das Knutschen mit den Girls auch noch auf den Rücken.
„Ganz genau. Nach ‚I Was Made for Lovin’ You‘ von Kiss kam regelmäßig die Engtanznummer. Alle Pärchen schön Wange an Wange, während der Kopf meiner Tanzpartnerin irgendwo auf meiner Brust lag. Ich sah beim Runterschauen nur auf einen Haarschopf und das war schon ziemlich frustrierend und hat wahrscheinlich einige Chancen vermasselt.“

Und heute?
„… bin ich verheiratet. Ab und an stoße ich mir immer noch irgendwo den Kopf, aber das Kopfeinziehen ist mittlerweile gut trainiert. Die Bettdecke ist jetzt endlich auch 2,20 Meter lang, sprich, die Wollsocken im Winter müssten eigentlich auch nicht mehr sein, aber ich habe mich dran gewöhnt. Und bei Konzerten und beim Fußball steh ich zwar vorn, aber an der Seite, damit die anderen auch was sehen können.“

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Wie siehts denn aus beim Klamottenkauf – ein Problem?
„Für mich nicht. Ich bewege mich mit meiner Größe zwar sowohl am Rande der Gesellschaft als auch an dem des textilen Größenschlüssels, aber ich arbeite bei einem Modevertrieb und kann mir den meisten Stuff, der mich interessiert, passend bestellen. Der Besuch im regulären Einzelhandel war hingegen schon immer ziemlich ernüchternd, weil es die guten Styles quasi nie in meiner Größe gab.“

Hilft dir Online-Shopping?
„Ja, auf jeden Fall. Ich mag Online-Shopping eigentlich nicht besonders und würde viel lieber kleine Shops unterstützen, aber das ist bei den Sizes, die ich brauche, einfach ein hoffnungsloses Unterfangen.“

Von welchen Größen sprechen wir denn da?
„Oberteile in XXL passen gerade noch, weil ich zwar ein langer, aber kein dicker Lulatsch bin, aber bei Hosen liegt der Hase wirklich im Pfeffer. Ich bevorzuge Streetwear und da ist es richtig schwierig, wenn man sich nicht der Hochwassergefahr aussetzen will. Eine Ausnahme waren die Dickies-Hosen, die man eine Weile betont kurz trug. Der Trend kam mir natürlich entgegen. Klassische Favoriten wie LEVI’S oder carhartt hatten für eine Weile meine 36er-Länge breiter im Programm, was sich scheinbar aber nicht rechnete. Irgendwann bin ich dann auf BRAX-Hosen gekommen. Aus der Sicht des Streetwear-Connaisseurs vielleicht erst einmal nicht sonderlich sexy, aber dafür hochwertig, langlebig, unauffällig, und vor allem passen mir die Pants wie angegossen. Ich habe da mittlerweile meine Lieblingsstyles gefunden. Für mich sind das einfach gute Basics. Ein echter Geheimtipp.“

Du lebst ja auch auf recht großem Fuß und ich nehme mal an, dass das Thema Footwear bei dir nicht weniger problematisch ist.
„Ich habe Schuhgröße 49, was vor allem im Bereich der Skate-Footwear lange ein Albtraum war. Da kaufte man sich im Zweifelsfall auch mal zu kleine Schuhe, rollte die Zehen ein und zwängte sich irgendwie rein. Du kannst dir vorstellen, dass das kein Spaß war. Mittlerweile haben quasi alle gängigen Brands ihr Größensortiment verbreitert und ich habe eigentlich keine Probleme mehr, die Schuhe meiner Wahl zu bekommen.“