Frankfurt bekommt Fashion Week

Messen

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Autor: Markus Oess
Umzug: Es war ein Paukenschlag, als PREMIUM GROUP und messe frankfurt ihre neue Kooperation bekannt gaben und die Frankfurt Fashion Week ausriefen. Mit an Bord sind auch die Stadt Frankfurt und das Land Hessen. Im Sommer 2021 soll es losgehen.

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Die zwei führenden Messeveranstalter messe frankfurt und PREMIUM GROUP werden ein neues Format schaffen: die Frankfurt Fashion Week (FFW). PREMIUM, SEEK und NEONYT sowie die Konferenzen FASHION SUSTAIN und FASHION TECH ziehen von Berlin an den Main. Das teilten die Partner auf einer Pressekonferenz mit. Starttermin ist der Sommer 2021. Geplant ist, ein neu gedachtes Format mit Trade Shows, Konferenzen, Runways und Events auf die Beine zu stellen, in das die gesamte Stadt eingebunden ist. Die Veranstaltung soll auf den beiden Säulen Digitalisierung und Nachhaltigkeit basieren. Mit dabei sind auch die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen. 10 Millionen Euro werden zunächst bereitgestellt. Die Politik erhofft sich eine zusätzliche Wertschöpfung in Höhe von 200 Millionen Euro jährlich, die durch die FFW ausgelöst wird. Die Veranstalter rechnen mit 2.000 Designern, Brands und Modeunternehmen und erwarten um die 140.000 Fachbesucher, Einkäufer, Presse, Influencer und Sponsoren im Jahr.

„Fünf Plattformen, drei Messen, zwei Konferenzen, über 2.000 Designer, Brands und Modeunternehmen – die Frankfurt Fashion Week wird zu einem hochgradig attraktiven und relevanten Standort für das internationale Modebusiness. Die Frankfurt Fashion Week ermöglicht es uns, unsere textile Kompetenz mit weltweit über 50 Textilmessen voll auszuspielen. Es ergeben sich neue Synergien entlang der kompletten Wertschöpfungskette“, sagt Detlef Braun, Geschäftsführer der messe frankfurt. „Die Frankfurt Fashion Week richtet sich ganz bewusst an eine zukunftsorientierte, digitalaffine Fashion- und Lifestyle-Community. B2B, B2C, B2P, P2P – alle Wege sind offen. Wenn Fashion, Lifestyle, Digitalinnovationen und Nachhaltigkeit eine Synthese eingehen – dann entsteht etwas Neues, Unerwartetes. Genau das ist unser Anspruch. Unveiling The Unexpected. Frankfurt ist dafür ein neuer, unverbrauchter Standort“, sagt Anita Tillmann, Managing Partner der PREMIUM GROUP. Im Herbst dieses Jahres soll das Konzept stehen und der Öffentlichkeit vorgestellt werden, Partner und Sponsoren inklusive.

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„Ich bin schon immer ein Befürworter einer funktionierenden Messe gewesen. Insbesondere, was die Etablierung einer international bedeutsamen Plattform für Bekleidungsunternehmen der gehobenen Marktmitte sowie des Premiumsegments anbelangt, halte ich eine solche Veranstaltung auch weiterhin für unentbehrlich. Die Bestrebungen in der Neuausrichtung des Messestandorts Deutschland kann ich unter diesen Gesichtspunkten nachempfinden. Einem etwaigen Wechsel von der Spree an den Main stehe ich dennoch skeptisch gegenüber. Berlin wird dem Titel als hippe, coole und multikulturelle Modehauptstadt meiner Ansicht nach wesentlich glaubhafter gerecht als die Bankenmetropole der Wirtschaft und Finanzen. Berlin zieht als Weltstadt wie keine andere Stadt in Deutschland Menschen aus der ganzen Welt an, ist berühmt für ihre ausgeprägte Kreativ- und Start-up-Szene und verfügt auch außerhalb des reinen Messegeschehens über eine hervorragende Infrastruktur. Einmal abgesehen von dem besonderen Charme, welchen die Hallen am Gleisdreieck für die Besucher und Veranstalter verströmen. Als führender Hemdenanbieter sind wir uns unserer Verantwortung gegenüber der Branche natürlich bewusst, weshalb wir den Schritt nach Frankfurt nicht rigoros ausschließen. Bevor wir diesen erwägen, muss uns das Konzept dahinter allerdings erst noch überzeugen.“
Mark Bezner, Geschäftsführender Gesellschafter, OLYMP Bezner KG, Bietigheim-Bissingen

In Berlin ist man „not amused“, versteht sich. „Die Nachricht über den Umzug der Messen PREMIUM und NEONYT ab Sommer 2021 von Berlin nach Frankfurt haben wir mit Überraschung aufgenommen. Berlin hat sich in den vergangenen Jahren als Modemetropole etabliert und bietet ideale Voraussetzungen für die Inszenierung und Emotionalisierung von Mode in einem sehr kreativen Umfeld – und die Mercedes-Benz Fashion Week hat wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen“, zeigt sich Marcus Kurz, Geschäftsführer von NOWADAYS, verärgert. Kurz gibt sich kämpferisch und will das eigene Format weiter stärken. Rückendeckung kommt von der Politik: „Die Berlin Fashion Week findet weiterhin statt. Die Mercedes-Benz Fashion Week als erfolgreiche Vermarktungsplattform ist das nächste Mal im Januar 2021 in Berlin geplant. Ohne die Messen können die Modenschauen ab Sommer 2021 zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden, der sich nicht mit den Modenschauen in Paris überschneidet. Wir sind im Austausch mit Stakeholdern und Veranstaltern, mit welchen zusätzlichen Formaten der Modestandort und die Berlin Fashion Week gestärkt werden können“, sagt Ramona Pop, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Auch der Fashion Online Shop ABOUT YOU hält an Berlin als Austragungsort des B2C-Konzepts, der ABOUT YOU Fashion Week (AYFW), fest. Das sagen Branchenvertreter zu dem Projekt FFW:

  • „Wir begrüßen die Entwicklung dieser neuen Idee und der neuen Kooperation der Messen am Standort Frankfurt! Wir freuen uns über die Entwicklung einer neuen Plattform an einer neuen international bekannten Location.“ Christian Bieniek, Geschäftsführer/Managing Director FYNCH-HATTON, Mönchengladbach
  • „Wir sind auf jeden Fall dabei, mindestens mit TOM RIPLEY! Wir haben gute Kontakte nach Frankfurt und halten es für eine gute Wahl, ernsthafter und businessorientierter als Berlin. Wir freuen uns …“ Wolfgang Müller, Geschäftsführer hajo POLO & SPORTSWEAR, Weiden
  • „Der Wunsch unserer Partner war immer ,alles unter einem Dach‘. Mit der messe frankfurt hat man für die Zukunft ausreichend Räumlichkeiten und eine sehr gute Infrastruktur. Wir begrüßen diesen Schritt sehr und freuen uns auf eine tolle Weiterentwicklung und auf viele Neuerungen. Das könnte auch die Möglichkeit bieten, international noch attraktiver zu werden. Den Veranstaltern wünsche ich für die gesamte Branche sehr viel Erfolg!“ Gerhard Albrecht, Geschäftsführer unitex, Neu-Ulm
  • „Ich kenne Frankfurt von meiner Studienzeit und habe eine besondere Verbindung zu dieser Stadt. Die messe frankfurt ist ein hochprofessioneller Player, der sehr stark internationalisiert operiert. Mit der PREMIUM GROUP als kompetentem Partner an Bord wird die Frankfurt Fashion Week ein Erfolg werden. Wir bewerten diesen Schritt positiv. Für Frankfurt sprechen außerdem die geografisch zentrale Lage in Deutschland und Europa sowie die gute internationale Anbindung dank des Flughafens.“ Jochen Digel, Vorstand Digel AG
  • „Die Premium Group organisiert zweimal jährlich zwei Modemessen, die mittlerweile die größten Formate in Europa für Contemporary Fashion, und steht vor den gleichen Herausforderungen wie alle anderen. Wir müssen unsere Konzepte weiter entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben, und haben eine Verantwortung der Branche gegenüber. Frankfurt ist der perfekte Ort, um unsere Visionen und Ideen umzusetzen.“ Anita Tillmann, Managing Director PREMIUM GROUP ©Neven Allgeier
  • „Die Messe Frankfurt und die Premium Group sind die Initiatoren, die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen sind Host. Stadt und Land haben uns von Anfang an außerordentlich unterstützt und engagieren sich stark für den Erfolg der Frankfurt Fashion Week. Wir arbeiten eng zusammen und freuen uns, noch weitere Partner und Multiplikatoren für das Projekt zu gewinnen. So stehen wir beispielsweise aktuell mit dem Fashion Council Germany im engen Austausch hinsichtlich einer Kooperation und Unterstützung des Gesamtkonzepts. Gemeinsam wollen wir die Wirtschaftsmetropole Frankfurt zur neuen internationalen Fashionmetropole machen.“ Detlef Braun, Geschäftsführer Messe Frankfurt ©Messe Frankfurt