Handelsverbände warnen vor Pleitewelle

Rolf Pangels ©BTE

Verluste und Lawine unverkaufter Ware

Der beschlossene Lockdown bis mindestens Ende Januar werde zahlreiche Modegeschäfte, Schuhläden und Kaufhäuser in den Ruin treiben. Bereits die aktuelle Schließung habe zu dramatischen Einbußen geführt. Allein im Dezember 2020 habe der stationäre Fashionhandel nach ersten Hochrechnungen mehr als die Hälfte seines Umsatzes verloren, teilen die Handelsverbände BTE, BDSE, und BLE mit. „Für das Gesamtjahr 2020 gehen wir von einem historischen Umsatzeinbruch von rund 30 Prozent aus. Da die Kosten und vor allem der Wareneinkauf durch die langen Vorlaufzeiten in der internationalen Lieferkette kaum angepasst werden konnten, stehen viele Geschäfte nunmehr vor dem endgültigen Aus“, warnt Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer des BTE.

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Zu den ausbleibenden Einnahmen komme ein gewaltiges Warenproblem. Durch den verlängerten Lockdown wird sich nach Schätzungen der Handelsverbände Textil (BTE), Schuhe (BDSE) und Lederwaren (BLE) im stationären Handel bis Ende Januar eine Lawine von einer halben Milliarde unverkaufter Modeartikel auftürmen. „Allein die Umsatzverluste des gesamten Winter-Lockdowns dürften sich bis Ende Januar auf rund 10 Mrd. aufsummieren“, schätzt Pangels. „Durch den Wert- und Preisverfall der Ware am Saisonende sind diese Einbußen später nicht mehr aufzuholen.“

Die drei Verbände registrierten als Folge eine massiv wachsende Welle der Wut und Empörung im Fashionhandel wegen unzureichender Hilfen der Politik. Viele Händler fühlten sich als Bauernopfer für ausbleibende Erfolge der Politik bei der Pandemie-Bekämpfung. „Die Unternehmen haben registriert, dass es in ihrer eigenen Belegschaft und auch bei Kollegen keine nennenswerten Infizierungen gab und ziehen daher die Sinnhaftigkeit des Lockdowns in Zweifel“, meint Pangels. Die Verbände fordern von der Politik schnelle und ausreichende Kompensation und Unterstützung, die auch die besondere Warenproblematik in der Modebranche berücksichtigt. Die bisher angekündigten Hilfen seien dafür absolut unzureichend und böten dem stationären Textil-, Schuh- und Lederwarenhandel keine Perspektive. „Strategien zur Bekämpfung/Eindämmung der Pandemie mit einer Halbwertszeit von zwei oder drei Wochen sind für den Fashionhandel tödlich. Es ist dringend Zeit für eine mittel- und längerfristige Perspektive und vielleicht auch für ein Umdenken bezüglich der anzuwendenden Maßnahmen. Wir brauchen auch in der volatilen Pandemiephase ein gewisses Maß an Verlässlichkeit“, sagt Pangels.