Chinesisches Neujahrsfest bremst Seetransporte

©Ian Taylor

Licht am Ende des Tunnels

Noch immer haben die Importeure mit Kapazitätsengpässen in der Seefracht und fehlenden Leercontainern zu kämpfen. Der Beginn des chinesischen Neujahrsfests am 12. Februar dürfte die Situation jetzt erneut verschärfen, befürchtet der Anbieter von Supply Chain Management (SCM)-Lösungen, Setlog. Weil viele Händler nach Weihnachten ihre Lager auffüllten beziehungsweise neue Saisonwaren produzierten, herrsche in den Häfen im Reich der Mitte derzeit ein hohes Frachtaufkommen. Während der einwöchigen Staatsferien anlässlich des Neujahrfests für das „Jahr des Ochsen“ werden Wirtschaft und Logistik fast zum Stillstand kommen. „Erst wenn die Feiertage und der Abbau der Rückstände nach dem Neujahrsfest beendet sind, rechnen wir Ende März mit einer Entspannung in der Logistik und bei den Frachtraten. Bis dahin müssen Verlader, die kurzfristig Frachtraum buchen wollen, kräftig bezahlen und laufen dennoch Gefahr, dass Containerverladungen um sieben bis 14 Tage verschoben werden“, sagt Ralf Düster, Vorstandsmitglied des Bochumer SCM-Softwareanbieters Setlog.

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Die Preise für Containertransporte aus Asien haben sich deutlich verteuert. So kostete der Transport eines 40-Fuß-Containers aus China nach Angaben von Setlog nach Europa im März 2020 rund 1.400 US-Dollar. Ende Januar 2021 lag der Preis bei bis zu 8.000 US-Dollar. Zum Teil mussten Zuschläge akzeptiert werden, damit Lieferungen pünktlich am Zielort ankommen, sodass Verlader pro Container bis zu 10.000 US-Dollar bezahlten. Spediteure aus Europa werfen den internationalen Reedereien eine „künstliche Verknappung“ der Kapazitäten, nachdem Statistiker ausgerechnet hatten, dass die Reedereien nach dem wirtschaftlichen Stillstand in der ersten Lockdown-Phase im Frühjahr die Kapazitäten zwischen China und den europäischen Nordseehäfen um rund 20 Prozent reduzierten. Nachdem die Markaufsichtsbehörden in der EU, den USA und China Druck auf die Reeder ausübten, stabilisierten sich die Spot-Raten im Dezember, dies aber auf einem hohen Niveau. „Auch der Seefrachtmarkt befindet sich immer noch im größten Chaos seit der Erfindung des Containers selbst. Aber es zeigt sich ein Licht am Ende des Tunnels“, sagt Patrick Merkel, Geschäftsführer der Prologue Solutions GmbH. Der Logistikexperte rechnet aber erst in einigen Wochen damit, dass mehr Leercontainer für Transporte nach Europa zur Verfügung stehen und die Frachtraten sinken.