Faye Webster – I Know I’m Funny haha

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Webster fängt den Funken ein, bevor dieser die Möglichkeit hat zu schwinden; Textzeilen werden zu Papier gebracht, bevor diese eine Chance haben zu entfliehen. ©Poonah Ghana

Autor: QK

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Faye Webster liebt das Gefühl des sogenannten First Takes und die Direktheit, wenn sie einen Song schreibt, um dann gleich am nächsten Tag ins Tonstudio zu fahren und das Stück gemeinsam mit ihrer Band live einzuspielen. Beim genauen Hören der selbstsicheren und geradeaus kreierten Alben der 23-jährigen Songwriterin aus Atlanta wird klar, warum: Hier werden Emotionen gebündelt und verarbeitet, die so schmerzlich sind, dass sie jeden Moment nahezu lebendig werden. Webster fängt den Funken ein, bevor dieser die Möglichkeit hat zu schwinden; Textzeilen werden zu Papier gebracht, bevor diese eine Chance haben zu entfliehen. Ihr ganz eigener charakteristischer Sound bringt dabei einen flüsternd ruhigen und zu Hause aufgenommenen Gesang mit dem Klang der Band in einem Raum zusammen. Viele ihrer Stücke enthalten girlgroupartige Gesangs- beziehungsweise Sprechpassagen, die ihre untypischen Song-Geschichten weiter farbenfroh ausmalen. „I Know I‘m Funny haha“ ist Websters vollkommenster Ausdruck dieser besonderen emotionalen und musikalischen Alchemie. Ihr Klang bedient sich dabei sowohl des von der Steel Guitar beeinflussten Singer-Songwriter-Pops und Countrys der 1970er-Jahre als auch der Einflüsse und Persönlichkeiten von Atlanta Rap und R&B Community aus der Zeit, als Webster ihr erstes Zuhause bei Awful Records fand. In den vergangenen zwei Jahren, nach dem ebenso sehr empfehlenswerten Vorgängeralbum „Atlanta Millionaires Club“, hat sich Websters Profil stetig weiterentwickelt. Sie spielte auf Festivals wie Austin City Limits und Bonnaroo, einer ihrer Songs fand in Barack Obamas 2020-Lieblingssongs-Playlist einen Platz, obendrein verliebte sie sich … „This record is coming from a less lonely place“, erklärt Webster über das Album „I Know I’m Funny haha“, das sie vollkommener, aufgeweckter und selbstbewusster erscheinen lässt. Websters Musik ist vor allem geprägt von ihrer starken Persönlichkeit – die sich auch in ihren Arbeiten als anerkannte Fotografin von Porträts und Stillleben deutlich zeigt.

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Jeb Loy Nichols – Jeb Loy

Immer ein betörendes Vergnügen: ein neues Album des „Country Got Soul“-Aktivisten und ehemaligen Fellow Travellers Masterminds. Hier wieder überwiegend mit tiefenentspanntem Soul: Gitarre, kleine Bläser-Akzente, wie immer sanfte Karamellstimme – unnachahmlich. Dazu mal ein bisschen Vibrafon, Harmonika oder Hammondorgel, immer laid-back und mit Sonne im Herzen. Gemäß dem Albumtitel singt er diesmal eher selbstreferenziell, aber immer gewohnt unaufdringlich und grundsympathisch. Southern Soul trifft auf die klassische Songschmiedekunst von Größen wie Bill Withers, alles konsequent schlank und unaufgeregt inszeniert.

Southern Soul trifft auf die klassische Songschmiedekunst von Größen wie Bill Withers, alles konsequent schlank und unaufgeregt inszeniert. ©Jeb Loy Nichols

Die Songs sind von reifer Größe, mit klarer Melodieführung und eleganten Hooklines, eingängig und schlicht wunderschön. Stilistisch finden hier natürlich Soul, Folk, Roots und Singer-Songwritertum zusammen, Reggae gibt es leider nicht. Was dann wie die Front-Porch-Variante von Daptone klingt. Die reduzierten Bläser sind famos, einzig die etwas überrepräsentierten Chordamen ergeben kleine Schwächen in der B-Note. Auf Jeb ist Verlass, auch das Timing ist perfekt: ein Album, das mich durch den Sommer begleiten wird. (Joe Whirlypop)

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Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen – Gschichterln aus dem Park Café

Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen … Sind sie Troglodyten, welche mit heiligem Ernst über Hemden, Speiseeis und Ferien singen? Sind sie vollkommen aus der Zeit gefallen mit ihrem aus zerkratzten alten Madness-, 60s-Pop-, A&M-, Northern-Soul-Platten destillierten DIY-Sound? Oder gerade deshalb modern?

Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen ist die größte kleine Popband der Welt! ©Heiko Franz

Schaffen sie nicht gerade aufgrund ihrer Sturheit stets etwas Eigenes, etwas Neues, ja, etwas Modernes? Ja, ja und nochmals ja!, möchte man nach Hören der „Gschichterln aus dem Park Café“ ausrufen. Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen ist die größte kleine Popband der Welt! Zumindest aber die größte kleine Popband West-Hamburgs.

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