Oliver wer? Ach so, Wood Brothers. Da hört man doch gleich viel aufmerksamer hin, wenn man weiß, dass dies das Solodebüt des Gitarristen und Frontmanns der Roots-Rock-Experten ist. Mich kriegt Oliver Wood von Anfang an und das liegt in erster Linie an dieser tollen Stimme: bluesig-soulig-deep, ein wenig nasal und auch deshalb deutlich an den jungen Dr. John erinnernd, wenn nicht sogar ein (kleines) bisschen an Tom Waits. Im brodelnden Roots-Rock-Gumbo schmeckt es auch sonst ein ums andere Mal nach New Orleans, auf jeden Fall aber nach Südstaatenwurzel-Sound und historischem Country-Folk. Schlank und authentisch aufbereitet, darf man auch an die ersten Alben von Ry Cooder denken, wie auch an Little Feat und sogar an historische Delta Blueser. Woods Gitarrenarbeit ist etwas für Feinschmecker (Slide), aber wirklich upliftend finde ich die tolle Stimme. Frisch, ausdrucksstark und intensiv – das passt perfekt zu den geschichtsbewussten Songs, die teils wie steinalte Coverversionen klingen (es aber nicht sind): Die Arrangements sind abwechslungsreich, das Produktionsdesign immer schlank. Angereichert mit kleinen R&B- und Gospel-Momenten, wirken die Songs konsequent zeitlos und authentisch. Oliver Wood liebt seine Musik, das Album steht der Klasse des Mutterschiffs für meinen Geschmack in nichts nach. Als Gäste sind Hochkaräter wie Susan Tedeschi , Phil Cook (Hiss Golden Messenger), Tyler Greenwell (Tedeschi Trucks Band) und John Medeski dabei. (Joe Whirlypop). Vinyl Only, keine CD erhältlich.
Alle drei experimentierten in dieser Zeit mit teils abstrakter Musik und atonalen Sounds, nun folgt die Rückbesinnung zum Pop. Jedes Bandmitglied bringt dabei seine ganz eigene Art des Songwritings ein. Rileys musikalische Vorbilder wie Les Rallizes Dénudés, Keiji Haino, aber auch Kylie Minogue hört man auf „Desire“ und „Tag“. Louis ist wiederum beeinflusst von avantgardistischem Pop. Er liebt Bands wie HTRK, Young Marble Giants und Stereolab, aber auch Hits von poppigeren Künstlern wie The 1975 oder Justin Bieber. Aus diesen Einflüssen entstanden Songs wie „Psychic“ oder „In the Stone“. Seine Art, Songs zu schreiben, brachte ihm immer wieder Vergleiche mit der großen australischen Band The Go-Betweens ein – kein Wunder, schließlich ist Robert Forster sein Vater. Da fällt der Sound nicht so weit vom Stamm. James Harrison ist wiederum ein großer Bewunderer von Syd Barrett, den Walker Brothers, Felt und Jandek, was man den psychedelisch geprägten Tracks „Carpetry“ und „Caterpillars“ auch anhört.
Aber immer schlank arrangiert und mit kleiner Band eingespielt. Mit dezenten Philly-Streichern, coolen WahWah-Sounds und Background-Chor. Mastermind Durand Jones kommt aus dem Süden (Louisiana) und ist ein deeper, sweetvoiced Soul-Crooner alter Schule, bewegt sich auf dem dritten Album aber deutlich in Richtung Sound of Philadelphia. Auch dieser stilistische Move gelingt absolut souverän und klingt diesmal konsequent nach 1974. Oder nach Stevie Wonder mit Handclap-Discobeat. Wenn man sich statt des Falsettgesangs Vocoderstimmen vorstellen würde, wären auch die späten Daft Punk beim einen oder anderen Song nicht fern, einmal dachte ich sogar an Jamiroquai. Durand Jones steht für die Spitzenklasse zeitgenössischer Soulbands mit ganz eigenem Sound. (Joe Whirlypop)