Wie wird’s?

Nachgefragt

Zuversicht ja, aber unter Vorbehalt ©Arek Socha auf Pixabay

Autor: Markus Oess
Wie sieht es mit Umsatz und Gewinn für das eigene Unternehmen aus? Vor welchen Herausforderungen stehen die Branche und das eigene Unternehmen? Welche Chancen gibt es und wie diese nutzen? Wir haben ausgewählte Branchenplayer zu diesen Punkten befragt.

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KATAG-Chef Dr. Daniel Terberger

Wenn wir es nicht schaffen, weiße T-Shirts zu verkaufen, ist das ganz sicher nicht die Schuld der Herren Scholz, Habeck und Lindner.” Daniel Terberger / Vorstandsvorsitzender KATAG AG
©BrauerPhotos / Neugebauer

„Ich sehe für das Gesamtjahr 2024 Chancen für Wachstum. Allerdings werden wir eine zweigeteilte Entwicklung sehen. Im ersten Halbjahr werden sich die Konjunkturaussichten und damit der Konsum noch nicht aufhellen. Ich rechne maximal mit einem Pari, vielleicht sogar mit einem leichten Minus für die ersten sechs Monate. Dann aber wird sich die Wirtschaft erholen. Marge und Umsatz werden sich merklich nach oben entwickeln, sodass wir im Schnitt für unsere Anschlusshäuser von einem Plus für das Gesamtjahr von 2 Prozent ausgehen können. Für die Katag könnte es auch auf ein Umsatzplus von 3 Prozent hinauslaufen.

Die Liquidität ist nach den Krisenjahren beim Konsumenten aufgebraucht. Zudem ist der Nachholeffekt aus der Corona-Pandemie vorbei. Die Inflation hat sich zwar abgeschwächt, ist aber immer noch zu hoch. Es kommt zu Marktbereinigungen und die Stimmung im Land ist ziemlich eingetrübt. Deutschland ist überreguliert und hier verweise ich auf Dinge wie Datenschutz oder Lieferkettengesetz, die uns in der unternehmerischen Freiheit einengen und Bürokratie erzeugen. An Bedingungen, die wir nicht beeinflussen können, müssen wir uns anpassen. Also Kostenmanagement und Geld zusammenhalten sind geboten. Und wir müssen unsere Kunden abholen und aufklären, warum ein Produkt teurer geworden ist.

Die Investitionen des Staates in die Infrastruktur und die Energiewende werden Wachstumsimpulse auslösen. Die Lohnerhöhungen stärken die Kaufkraft. Die Menschen, die Ihren Arbeitsplatz verlieren, kommen anders als zu früheren Wirtschaftsabschwüngen wegen des Fachkräftemangels schneller wieder in Lohn und Brot. Und auch die Bereinigungen eröffnen neue Wachstumsräume. Übrigens kommt uns auch zu Gute, dass die Treibhauseffekte der Nullzins-Politik verblasst sind und daher kostspielige Experimente mit unrentablen Umsätzen speziell im E-Commerce nicht mehr vom Kapitalmarkt finanziert werden. Das alles gibt mir die Zuversicht, dass wir in sechs Monaten in eine Erholungsphase eintreten. 

Mit Kostenmanagement und Sortimentsfragen kennt sich jeder erfahrene Händler aus. Aber das Produkt ist doch austauschbar. Wenn wir es nicht schaffen, weiße T-Shirts zu verkaufen, ist das ganz sicher nicht die Schuld der Herren Scholz, Habeck und Lindner. Wir müssen, auch wenn es eine Binsenweisheit ist, den Verkauf emotionalisieren, als positives Erlebnis gestalten und bei den Kunden die Lust zum Wiederkommen wecken. Für den Erfolg einer Bar reicht es auch nicht, einfach nur die Cola auf den Tisch zu stellen. Gute Gefühle, Spaß und die Lust am Dabeisein sind die Faktoren, die zählen. Schafft es die Bar, Kult zu werden, kann sie die gleiche Cola sogar teurer verkaufen als andere. Das müssen wir als Modehandel auch leisten.“

Mark Bezner, Geschäftsführender Gesellschafter OLYMP

Für OLYMP bin ich voller Zuversicht für 2024. Die Zusammenarbeit mit bestehenden nationalen wie internationalen Handelspartnern wollen wir intensivieren und neue Zielkunden hinzugewinnen.” Mark Bezner ©OLYMP

„2024 wird noch einmal ein brutales Jahr voller Herausforderungen für die Modebranche. Im Geschäftsjahr 2023 konnten wir die Erlöse leicht auf 229 Millionen Euro steigern. Damit kommen wir unserem erklärten Ziel, an die Vor-Corona-Zahlen anzuknüpfen, zögerlich, aber entschlossen näher. Angesichts widrigster Begleitumstände haben wir uns mit einem minimalen Plus branchenweit passabel geschlagen. In diesem Jahr wollen wir ein mittleres, einstelliges Umsatzplus erzielen!

Die Bekleidungsbranche steht weiterhin vor enormen Herausforderungen. Zunehmende weltweite Krisen, Kriege und eine schwindende Kaufkraft hemmen die Konsumbereitschaft. Auch mit einer weiteren Marktbereinigung auf Industrie- als auch auf Handelsseite ist zu rechnen. Für uns heißt es daher weiterhin, die Ärmel hochzukrempeln, damit wir unser Marktpotenzial voll ausschöpfen und die angestrebten Wachstumsziele erreichen können. Erfreulicherweise verspüren wir eine steigende Nachfrage nach hochwertiger Businessmode. Das gilt gerade für das klassische Hemd, das durch permanente Innovationen neue Impulse setzt. Doch auch mit dem Casual-Segment entwickeln wir uns Schritt für Schritt im Freizeitbereich weiter. Mit den OLYMP 24/Seven Businesshemden, die sich bequem wie T-Shirts tragen, entsprechen wir dem Zeitgeist neuer Arbeitsformen und veränderter Tragegewohnheiten. Unser neues OLYMP Casual Concept setzt auf eine gepflegte Kollektionsaussage und zeitgemäße Passform bei Freizeithemden, Pullovern, Polo-, Sweat- und T-Shirts. Über 80 Prozent aller OLYMP-Artikel tragen ferner bereits unser Nachhaltigkeitslabel „Green Choice“, das auf unabhängigen Standards beruht und den Einsatz nachhaltigerer Rohstoffe sowie die umweltfreundlichere Herstellung verlässlich bestätigt. Bis 2025 werden 100 Prozent der Artikel mit dem Label gekennzeichnet sein.

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Für OLYMP bin ich voller Zuversicht für 2024. Die Zusammenarbeit mit bestehenden nationalen wie internationalen Handelspartnern wollen wir intensivieren und neue Zielkunden hinzugewinnen. Gleichzeitig werden wir Produktentwicklungen sowie Kommunikations- und Werbemaßnahmen noch präziser auf die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen ausrichten. Ein zusätzlicher Fokus liegt auf der unternehmensweiten Digitalisierung, vor allem bei der Produktentwicklung und den Showrooms sowie der Schärfung unserer ambitionierten Nachhaltigkeitsstrategie.“

Christian Greiner, Vorstand LUDWIG BECK

Wir stehen alle vor denselben Herausforderungen – privat wie geschäftlich.“  Christian Greiner Christian Greiner, Vorstand LUDWIG BECK

„Wir haben sehr vorsichtig für das Jahr 2024 geplant. Es gibt durchaus Chancen, aber die Rahmenbedingungen dürfen sich nicht noch weiter verschärfen. Die Lage ist zu volatil, um beherzt an ein starkes Wachstum zu glauben.
 
Wir stehen alle vor denselben Herausforderungen – privat wie geschäftlich. Die Kosten steigen und die Menschen sind verunsichert. Es bedarf dringend positiver Signale, ganz besonders aus der Politik. Denn gerade in Deutschland spielt die Psychologie eine ganz entscheidende Rolle. Es geht uns unglaublich gut, aber der Eindruck ist vielerorts leider ein anderer. Auch die Medien könnten hier einen entscheidenden Beitrag leisten. Wir haben ein Talent dazu, uns schlecht zu reden. Es gibt aber so viele positive Themen, über die man berichten könnte. Nicht jede Schlagzeile muss den Weltuntergang heraufbeschwören und den Menschen Angst machen. Wir werden unseren K jedenfalls auch in diesem Jahr wieder als verlässlicher Partner zur Seite stehen. Unsere Häuser sollen Orte positiver Eindrücke, spannender Begegnungen und Erlebnisse sein. Genau diesen Ausgleich suchen die Menschen. Worauf die Branche meiner Ansicht nach generell sehr genau achten muss, ist die Preispolitik. In den letzten Jahren haben sich viele Produkte unverhältnismäßig verteuert, ohne dass dem ein echter Mehrwert entgegensteht. Wir dürfen unsere Kundinnen und Kunden nicht überfordern oder gar den Eindruck erwecken, wir würden sie übervorteilen.
 
Wie gesagt: Chancen gibt es immer und Menschen konsumieren nach wie vor gerne. Auch spüren wir eine Rückbesinnung auf den stationären Handel und die Innenstädte. Das kann für eine große Zahl von Betrieben eine gewaltige Chance sein. Wir müssen unseren Besucherinnen und Besuchern kontinuierlich spannende Anreize und Erlebnisse bieten, dann werden sie auch weiterhin bei uns Geld ausgeben.“

Xaver Albrecht, unitex-Geschäftsführer

Die größten Herausforderungen für die Wirtschaft und insbesondere für den Modehandel sehen wir in dem sich wandelnden Konsumentenverhalten.“ Xaver Albrecht ©unitex

„Als unitex GmbH streben wir auch im kommenden Jahr weiter an, Marktanteile zu sichern und weiter zu wachsen. Wir sind uns bewusst, dass der mittelständische Modehandel vor vielen Herausforderungen steht, einschließlich des intensiven Wettbewerbs und der sich ständig ändernden Marktbedingungen. Trotz dieser Herausforderungen sind wir überzeugt, dass es für gut aufgestellte Marktteilnehmer weiterhin möglich ist, erfolgreiche Erträge zu erzielen. Wir erwarten außerdem eine Fortsetzung der Konsolidierung im Markt, was sowohl Herausforderungen als auch Chancen für unsere Mitgliedsunternehmen mit sich bringt. In diesem Kontext planen wir, unsere Rolle als starker Partner und Unterstützer für unsere Mitglieder zu intensivieren und ihnen dabei zu helfen, sich erfolgreich in diesem dynamischen Umfeld zu positionieren und zu behaupten.
  Wir planen, diesen Herausforderungen durch die kontinuierliche Anpassung unserer digitalen Strategien und die Intensivierung unserer Kundenbindungsbemühungen zu begegnen.
 
Den großen Schwerpunkt für 2024 wollen wir auf die Weiterentwicklung des bestehenden Teams der unitex und auf die Gewinnung von motivierten und talentierten Menschen für unser Unternehmen legen. In diesen ganz besonderen Zeiten machen die Menschen die Unterschiede aus. Und genau deshalb wollen und werden wir in 2024 beginnend den Fokus noch stärker als bisher auf bestehende und neue Kolleginnen und Kollegen legen. Unserer Ansicht nach ist das das beste Investment in die Zukunft der unitex und von deren Partnern. Dadurch werden wir auch zukünftig Verlässlichkeit garantieren und weitere interessante Leistungsbausteine für unsere Lieferanten sowie Händlerinnen und Händler anbieten können. 
 
Konkret wollen und werden wir unseren bestehenden Partnern noch persönlichere und individuellere Services bieten, um diese im Tagesgeschäft bestmöglich zu unterstützen. Darüber hinaus wollen wir gesamthaft die unitex-FashionCommunity weiter ausbauen, um noch mehr Händlerinnen und Händlern wie Lieferanten von den Vorteilen einer großen Gemeinschaft zu überzeugen. Die Grundlage hierfür liegt unserer Meinung nach in Weiterentwicklung und Aufbau des unitex-Teams.
 
Trotz der Herausforderungen sehen wir bedeutende Chancen, vor allem in der zunehmenden Vernetzung und der Nutzung von Datenanalytik zur Optimierung von Geschäftsprozessen. Unser Ziel ist es, diese Chancen zu nutzen, um die Rentabilität unserer Mitglieder und Partner zu steigern und gleichzeitig unsere Position als führende Verbundgruppe im textilen Einzelhandel zu festigen. Dazu zählt auch die Ausweitung unserer erfolgreichen Projekte wie den unitex-Datalake, um den Mitgliedern tiefere Einblicke und bessere Entscheidungsgrundlagen zu bieten.“

Raimar Bradt, Inhaber RB

Bei allen Problemen verstehe ich die Ängstlichkeit nicht, die sich gerade breitmacht.“ Raimar und Meike Brad.©Markus Keck

„Die große Herausforderung wird sein, beweglich und wachsam zu bleiben. Sei fleißig, halte die Augen und Ohren auf, um immer aktuell zu sein. Gerade die Online-Konkurrenz war in den vergangenen Jahren gewaltig. Die letzten Monate und auch die Entwicklung in meinem eigenen Laden zeigen aber, dass die Onliner nicht übermächtig sind. Und physische Läden haben gegenüber der digitalen Konkurrenz einen großen Vorteil. Wir kommunizieren direkt von Mensch zu Mensch. Wir können unmittelbar dafür sorgen, dass die Kundinnen und Kunden sich wohlfühlen. Ich kann jedem das bieten, was er sich wünscht. Ich spreche im Laden mit meinen Kundinnen und Kunden nicht über Probleme, sondern über Ware und Dinge, die einfach Spaß machen. Bei Problemen verstehe ich die Ängstlichkeit nicht, die sich gerade breitmacht. Es geht uns doch trotz allem gut und wir haben selbst in der Hand, was wir daraus machen. Wenn meine Kundinnen und Kunden zwar weniger, aber bewusster einkaufen, habe ich alles richtig gemacht.

Zu mir kommen Menschen auch aus dem weiteren Umkreis. Das hat einen einfachen Grund: Glaubwürdigkeit. Ich stehe für meinen Laden und für mein Angebot. Die Kundinnen und Kunden denken nicht darüber nach, ob die Ware, die ich verkaufe, überteuert ist. Storytelling, Vertrauen, Emotionen, all das kann das Internet kaum bieten.“