Die Rückkehr politischer Mode-Statements

KOMMENTAR

Tays Jennifer Köper-Kelemen

Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen
Billige Fast-Fashion-Ware, schnell wechselnde Trendlooks, 24/7-Verfügbarkeit – in der heutigen Zeit stellt sich unweigerlich die Frage nach dem eigentlichen Sinn und Wert von Mode. Es ist ein bereits viel kommentiertes Thema: Während in vergangenen Dekaden Mode mehr noch als Ausdruck von Meinung und gesellschaftlicher Gruppenzugehörigkeit wahrgenommen wurde, so scheint sich dies in die digitalisierte Gegenwart hinein verlaufen zu haben, Konsum und Austauschbarkeit sind im kollektiven Eindruck sehr viel präsenter geworden. Doch ist Mode als Statement wirklich ganz und gar untergegangen und spielt keine Rolle mehr? Nein.

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Angesichts der weltweiten Krisenlage und aktuellen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten unter US-Präsident Trump macht sich genau betrachtet eine echte Renaissance bemerkbar. Als prominentes Beispiel darf wohl ein T-Shirt von US-Designer Connor Ives mit der Aufschrift „Protect the Dolls“ gelten, das zurzeit als Statement gegen Trans-Feindlichkeit sowohl von Normalsterblichen als auch international gefeierten Stars wie Tilda Swinton getragen wird. Zudem hat die diesjährige Met Gala eindrücklich daran erinnert, dass Mode auch Statement bedeuten kann. Die jüngst vergangene New Yorker Benefiz-Veranstaltung für das Metropolitan Museum of Art lud unter dem Dresscode „Tailored for you“ zum viel beachteten Fashion Event, das zur Eröffnung der neuen Modeausstellung „Superfine: Tailoring Black Style“ stattfand, und zollte damit der Bedeutung von Mode als Ausdrucksmittel Schwarzer Identität Anerkennung.

Die geladenen Gäste erschienen in aufwendigen Roben afrikanischer sowie afroamerikanischer Designer und lehnten mit ihren Looks an den US-amerikanischen Black Dandyism der 1920er- und 1930er-Jahre an, der historisch als Widerstand gegen Rassismus und Diskriminierung zu verstehen ist. Die 81-jährige Soul- und Disco-Diva Diana Ross ließ es sich nach Jahren der Abwesenheit nicht nehmen, bei ebendieser Met-Gala-Veranstaltung dann doch zu erscheinen – in einem besonders aufsehenerregenden, reich bestickten Kleid mit langer Schleppe, auf der die Namen ihrer Familiengeschichte zu lesen waren. Die Sängerin des Hits „I’m Coming Out“ ist unter anderem für ihr Engagement in der LGBTQ-Szene und für die Rechte von Kindern bekannt. Ohne auch nur ein gesprochenes Wort ist so mehr als deutlich geworden: Trumps Anti-Diversitäts-Politik ist auf dem blauen Teppich der Met Gala auf Widerstand gestoßen, der wegen seiner Farbe und Narzissen-Dessins übrigens selbst schon als Statement gewertet wurde. Mode hat keinen Sinn und Bedeutung? Tatsächlich ist Bewegung im Spiel. Es sieht ganz so aus, Mode ist auf dem Weg, sich ihren Symbolstatus zurückzuerobern.