BTE: Optimismus fürs zweite Halbjahr

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Mehr Hilfen eingefordert

„Im vergangenen Jahr mussten die Modegeschäfte Umsatzeinbußen von annähernd 25 Prozent verkraften. Ähnlich hohe Umsatzverluste verbuchte der stationäre Schuheinzelhandel“, bilanziert Prof. Dr. Siegfried Jacobs, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsvebandes BTE auf der Pressekonferenz anlässlich der Gallery Fashion & Shoes. So verlor der Verkauf von Bekleidung und Schuhen in den Fachgeschäften und Warenhausabteilungen im vergangenen Jahr rund 12 Milliarden Euro und liegt bei noch 42 Milliarden Euro (zu Endverbraucherpreisen). Auch das erste Halbjahr 2021 sei von der Pandemie und den staatlich verordneten Geschäftsschließungen geprägt gewesen. Bis einschließlich Mai blieben die Modehäuser geschlossen oder konnten nur über Click&Meet oder Click&Collect verkaufen. Drei Viertel der Bekleidungsgeschäfte würden in diesem Jahr weiter unter Umsatzeinbrüchen leiden. Bis einschließlich April lagen die Umsätze des stationären Bekleidungshandels fast 50 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres 2020. Bis Ende Juni hatte sich diese Minus dank eines zweistelligen Umsatzplus im Juni bis auf 40 Prozent reduziert.

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„Nach ersten Nachholeffekten mit sehr positiver Umsatzentwicklung pendelte sich das Geschäft im Juli auf einem Niveau ein, das dem Modehandel – insbesondere mit Blick auf Liquidität und die Höhe der Warenbestände – Erleichterung verschafft, aber die Vorkrisenumsätze meist noch nicht wieder erreicht. Denn die Kundenfrequenzen lassen bislang weiterhin zu wünschen übrig, insbesondere in den Einkaufsstraßen der großen Metropolen und in den Shopping-Zentren. Vor allem in den Großstädten fehlen nach wie vor ausländische Touristen und Messebesucher, die sonst für zum Teil nicht unbeträchtliche Umsatzanteile gerade im höherwertigen Fachhandel und in den gehobenen Department- Stores sorgen“, sagt Prof. Jacobs. Profitieren konnte dagegen der Onlinehandel. Bei Bekleidung erreicht er mittlerweile etwa 40 Prozent, bei Schuhen 35 Prozent Marktanteil. Immerhin pendeln zumindest in Teilen die Umsätze wieder ins stationäre Geschäft.

Die Wirtschaftshilfen, die Bund und Länder gewährten, deckten nur einen Teil des Schadens im Bekleidungshandel. Laut BTE werden bislang im Durchschnitt nur etwa zwei Drittel des Verlustes entschädigt. Blieben weitere Wirtschaftshilfen aus, drohe ein größeres Ladensterben, das insbesondere die Innenstädte stark beschädigen werde, warnt Prof. Jacobs. Der BTE begrüße Fördermaßnahmen, die unterschiedliche Digitalisierungsinvestitionen im Einzelhandel unterstützen sollen. Auch der Innenstadtfond sei ein guter Ansatz, wobei dessen Volumen aus Sicht des BTE noch völlig unzureichend sei.

Auf den weiteren Jahresverlauf blicke der Modehandel mit viel Optimismus und großem Engagement, aber auch mit Realismus. „Nach ersten Vorab- Ergebnissen einer noch nicht abgeschlossenen BTE-Befragung erwarten die Unternehmen für das zweite Halbjahr einen positiven Geschäftsverlauf, allerdings – im Vergleich zum Vor- Corona-Jahr 2019 – noch mit einem Umsatzminus in Höhe von rund 15 Prozent. Aktuell schwächeln die Besucherfrequenzen noch, wobei sowohl die Kaufrate als auch die Höhe der Einkaufsbeträge seit der Lockerung der Corona-Maßnahmen erfreulich gestiegen sind“, sagt Prof. Jacobs.