Kracher im Kosmos  

EDITORIAL

Markus Oess, ©FT

Das knallte ordentlich, als die PREMIUM GROUP die Rückkehr ihrer Veranstaltung nach Berlin bekannt gab. So schnell dreht sich der Wind. War eben noch Frankfurt angesagt und die Rakete am Messehimmel wenigstens Europas, scheint es, als ob die letzte Zündstufe viel zu früh abgestoßen wurde und im Augenblick die FRANKFURT FASHION WEEK sowie die messe frankfurt ohne rechten Antrieb durch den Orbit ziehen. Ob aber Berlin wieder zu alter Blüte zurückkehren wird, weil jetzt plötzlich alles besser ist und die neue Regierung für richtig Schwung sorgt? Die Informationslage am Main und in der Hauptstadt ist nicht wirklich gut. Was kommen soll und wie, damit will/kann keiner der einstigen Messepartner großartig in der Branche umherziehen. Und im Augenblick fehlt die Fantasie, Berlin und Frankfurt gleichzeitig in den Modehimmel abheben zu sehen. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Sache entscheiden wird. Klar ist nur, dass eine koexistenzielle Lösung derzeit eher überraschend käme wie der Abschied der PREMIUM vom Main.

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Wir haben uns diesmal intensiver mit dem Universum des Anzugs beschäftigt, seinen modischen Sternstunden und ob der Zweiteiler neue Weiten erkunden wird. Der Horizont hellt sich auf und Firmen wie Création Gross wollen, wenn auch mit einem ordentlichen Zwischenspurt, spätestens im Jahr 2023 wieder auf Vor-Corona-Niveau aufsteigen. Machbar ist das, zumal Nachhaltigkeit und ein gestiegener Qualitätsanspruch der Konsumenten zu spüren sind. Dabei kaufen Männer vermehrt digital und so wundert es nicht, dass selbst Traditionshäuser wie BRAUN Hamburg nach der Vorgabe „Online First“ verfahren. Die Digitalisierung ist im Mittelstand angekommen. Ist ja auch keine Raketenwissenschaft. Allerdings sagt Inhaber Lars Braun, dass sich der Anzug im Online-Handel aufgrund des Beratungsbedarfs und der Passformproblematik schwerer tut. Da passt es so wunderbar ins Klischee, dass bei den Männern in den doch eher rückwärtsgewandten Königshäusern Europas immer noch der Gang zum Schneider des Vertrauens angesagt ist.

Aber auch in der Vorstufe tut sich was. HUGO BOSS steigt bei dem Schweizer Garnproduzenten HeiQ AeoniQ LLC ein, der das ganz große Rad drehen und binnen zehn Jahren einen Systembruch erreichen und branchenweit künstliche Fasern durch die Bio-Faser ersetzen will. Eine spannende Sache, denn geht der Plan auf, könnte tatsächlich Mikroplastik in der Umwelt der Vergangenheit angehören, würde der CO2-Ausstoß der Branche deutlich reduziert. Zumindest scheint der CEO von HUGO BOSS, Daniel Grieder, an das Unternehmen zu glauben, investiert und wirbt für Vertrauen in HeiQ und in seine Macher. Etwas weniger weit schaut Dirk Mönkemöller in die Zukunft und versucht sich diesmal als Jeck im Supermarkt. Nicht kosmisch, eher komisch.

Ihr

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Markus Oess