Los gehts

Editorial

Markus Oess ©FT

Mit Spannung schaut die Branche gerade nach Florenz. In normalen Zeiten würde die Nachricht von einer guten Messe höchstens für hochgezogene Augenbrauen sorgen. Aber die Zeiten sind nicht normal und die Branche ist auf gute Nachrichten angewiesen. Es mag eigen klingen, aber die Tatsache, dass die Mühen der Pitti Immagine, das eigene Geschäftsmodell zu retten, Erfolg zeitigen und die Firmen, die aus eigenem Interesse ausstellen genauso wie die Einkäufer, die hierherkommen, um in einem Jahr nicht auf dem Trockenen zu sitzen, auch die gesamte Branche anschieben. Sie alle nämlich sorgen dafür, dass von einem echten Saisonauftakt gesprochen werden kann und der Motor weiterläuft, der die Branche antreibt. Gleiches gilt für Berlin. Auch in der Hauptstadt wird im Grunde ein Versprechen gegeben, dass es weitergeht mit der Mode. Wir zeigen, wo es was zu sehen gibt, und präsentieren die Lieblinge der Redaktion.

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Wir haben mit verschiedenen Marken-Chefs gesprochen. Florian Wortmann von BALDESSARINI, der auf der Pitti Flagge zeigt, Marco Lanowy, der sich in der Hauptstadt präsentiert, oder auch Wolfgang Müller mit seinem Premium-Label TOM RIPLEY und Thorsten Grönlund von CARL GROSS. Gleiches gilt für die Ahlers-Marken PIONEER und Pierre Cardin. Sie investieren in die Marke und investieren mit der Messepräsenz in die Zukunft und in den Handel. Umgekehrt dürften die Händler, die nach Florenz oder Berlin reisen, genau davon profitieren, denn anders als die Händler, die auf Reisen verzichten, können sie vor Ort selbst entscheiden, wer zu den Gewinnern zählt und wer nicht – modisch gesprochen. Und sie können ein Stück Inspiration so aufnehmen, wie es eben nur geht, wenn man vor Ort ist.

Szenenwechsel. Freuen, dass es endlich wieder losgeht, dürfte sich auch Jan ten Brinke, der vor wenigen Wochen zusammen mit seinem Geschäftspartner und Freund Yuki Suzuki ein nachhaltiges Label mit japanischem Handlungsmuster und Kölner Schlag auf den Markt gebracht hat. Eines, das sich in Machart und Auftritt von der Masse abhebt, wie ten Brinke betont. Und das tut es tatsächlich. Bemerkenswert ist übrigens auch, was die Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung tut. In der Betriebsstelle für Menschen mit psychischer Behinderung wird das eigene Modelabel esthétique in der Schneiderei gefertigt. Die Welt sollte niemanden aus- und schon gar nicht wegsperren, nur weil er anders ist und den gesellschaftlichen Normen nicht genügt. In diesem Sinne gewinnt dann der Begriff „Mode für alle“ eine eigene, besondere Bedeutung. Und darauf kommt es an. Eines haben die Artikel gemein: Sie alle berichten von Menschen, die etwas bewegen wollen, die sich einfach freuen, wenn es losgeht.

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Ihr

Markus Oess