Nachhaltig ist ein anderes Wort für konsequent

Editorial

Markus Oess

Das muss gesagt werden. Die Ergebnisse vom Madrider Klimagipfel mögen mit Ansage gekommen sein. Aber sie sind eine Schande, denn Macht, Geld und blinder Nationalismus, treiben die Welt weiter an den Abgrund. Allen voran bestrafen die USA die Welt, aber wann eigentlich bestraft die Welt die USA? Macht hat immer ein Verfallsdatum.

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Als wir die Planung dieser Ausgabe angegangen sind, hatten wir in der Redaktion das Gefühl, dass da was geht, die Branche tatsächlich nachhaltiger werden will – und kann. Und das fühlte sich gut an. Wir mussten feststellen, dass es hierbei wie so oft eben nicht nur Schwarz und Weiß, Schlecht und Gut gibt. Der Blusen- und Hemdenspezialist ETERNA hat sich die Nachhaltigkeit schon vergleichsweise früh auf die Fahnen geschrieben, ohne sich gleich einen grünen Anstrich verpassen zu wollen. ETERNA mutiert deswegen nicht per se zum Green Label, aber die Tatsache, dass Firmenchef Henning Gerbaulet und sein Marketingleiter Jürgen Anetzberger verstärkt in die Kommunikation gehen und das Thema auch proaktiv in den Markt tragen, ist ein deutliches Signal. Auch bei Création Gross macht man sich Gedanken, wie der Weg in eine nachhaltige Produktion gegangen werden kann, ohne als bislang konventioneller Anbieter seine Glaubwürdigkeit zu verlieren. Wir haben die Nachhaltigkeit als Schwerpunkt gewählt, weil uns das Thema auf der anstehenden Berlin Fashion Week immer wieder begegnen wird. Sei es natürlich auf der NEONYT in der neuen Location Tempelhof, der SELVEDGE RUN & ZEITGEIST, auf der SEEK oder am Gleisdreieck auf der PREMIUM und der FASHIONTECH. Alles Bausteine, die zusammengefügt ein neues Branchenbild andeuten, das auch in den kommenden Jahren konkret ausgestaltet werden sollte.

Die Veränderungen sind auch im Fachhandel spürbar. Grün ist ein cooles Branding. In der FT-Kurzumfrage zeigt sich das Management der drei Verbundgruppen im Handel EK/servicegroup, KATAG AG und unitex überzeugt, dass wir einen gesellschaftlichen Wandel durchmachen, der sich nicht mehr umkehren lässt. Sie sagen aber auch, dass das Tempo der Veränderungen nicht so schnell ist, dass morgen die textile Welt plötzlich samtgrün ausgeleuchtet wird. Beide, konventionelle Marken und konventionelle Händler, werden sich mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetzen, eigene Strategien entwickeln müssen. Selbstaufgabe kann die Lösung nicht sein, denn auch das ist eine Wahrheit, das Ganze ist keine soziale Veranstaltung. Alle wollen Geld verdienen.

Womit wir bei einem leidigen Thema wären. Zwar reden die Deutschen gern davon, etwas für die Umwelt zu tun, um dann anschließend in ihren SUV zu steigen, um beim Discounter ihrer Wahl die neuesten oder liebsten Dauerschnäppchen einzuheimsen. Okay, das ist jetzt etwas überzeichnet. Aber eine Umfrage von YouGov offenbart, wie Fast-Fashion-Anbieter immer noch den Textilmarkt im festen Griff haben. Billig und trendy muss es sein. Die Erkenntnisse dieser Umfrage holen uns dann wieder auf den Boden der Tatsachen. Andererseits kaufen inzwischen 20 Prozent der deutschen Verbraucher nachhaltige Mode. Ein Anfang ist schon lange gemacht. Zeit, dass sich was dreht!

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Nachhaltig ist in einem gewissen Kontext auch ein anderes Wort für konsequent. Zum Beispiel Konsequenz, mit der eine als richtig ausgemachte Strategie umgesetzt wird. JOOP! hat sich mit der Menswear wieder nach vorn gearbeitet und da ist es in diesem Fall nur konsequent, mit Womenswear nachzuziehen. Und die wilden Jungs von The Who machen konsequent weiter gute Musik. Jetzt hat The Who eine neue Platte eingespielt. Hören Sie mal rein und genießen Sie die Zeit, um sich zurückzulehnen und auf ein ereignisreiches Jahr 2019 zu blicken. Wir wünschen Ihnen und Ihren Liebsten ein gutes Jahr 2020. Kommen Sie gut rüber und bleiben Sie uns gewogen.

Ihr

Markus Oess